Sudetendeutsches Haus, Hochstraße 8, München und online
Der ungarische Premier Viktor Orbán war der erste Regierungschef eines EU-Staates, der sich 2014 offen zum „Illiberalismus“ bekannte. Wenig später folgte ihm die 2015 neugewählte polnische Regierung nach. In beiden Staaten sind demokratische Strukturen weiterhin vorhanden, zugleich aber gewinnen ethnischer Nationalismus, eine deklarierte Priorisierung des Sicherheitsdenkens und Euroskeptizismus an Bedeutung. Eine antipluralistische Kulturpolitik sieht die Rolle von Medien und Film in erster Linie darin, affirmativ die Position der Regierung zu vertreten. Wie in den letzten Jahren nicht nur in Ungarn und Polen geschehen, sind eine regierungskonforme Personalpolitik sowie einengende Vorgaben zu Arbeits- und Finanzierungsbedingungen wirksame Mittel, um die Kunst- und Meinungsfreiheit einzuschränken. Vor diesem Hintergrund stellt die Podiumsdiskussion des Filmfestivals die Situation der Filmschaffenden in einer „illiberalen Demokratie“ in den Fokus und fragt unter anderem nach ihren Handlungsspielräumen oder den Möglichkeiten, einen kritisch denkenden Nachwuchs auszubilden.
Im Sudetendeutschen Haus findet zum Thema „Film und Staat – Filmschaffende in illiberalen Demokratien“ am 9.7. um 19:00 Uhr eine Podiumsdiskussion mit dem ungarischen Regisseur Mihály Schwechtje und der polnischen Filmhistorikerin Urszula Biel statt. Moderation: Tobias Weger (Institut für deutsche Kultur und Geschichte Südosteuropas an der LMU München).
Mihály Schwechtje
ist ein mehrfach ausgezeichneter Theater- und Filmregisseur, der unter anderem für seine Filme „Remélem, leközelebb sikerül meghalnod“ (Ich hoffe, du stirbst das nächste Mal, 2018), „Hideg berek“ (Kalter Hain, 2008) oder „Védelem alatt“ (Unter Schutz, 2020) bekannt ist. Er promovierte an der Theater- und Filmhochschule in Budapest, wo er bis Anfang 2021 gearbeitet hat, und ist zurzeit aktives Mitglied des FREESZFE Vereins.
Urszula Biel
ist Filmhistorikerin, ihr Schwerpunkt sind die Kinematografie in Oberschlesien 1918–1938 und die deutsch-polnischen Beziehungen. Sie promovierte an der Polnischen Akademie der Wissenschaften, die Arbeit „Śląskie kina między wojnami, czyli przyjemność upoolityczniona“ (Silesian Cinemas between the Wars”) erschien 2002. Ihr zweites Buch zu diesem Thema „Kultura filmowa prowincji górnosląskiej. Kina, właściciele, widzowie“ (Film cuture of Provinz Oberschlesien. Cinemas, movie owners, spectators”) erschien 2020.
Darüber hinaus engagiert sie sich auch im Bereich des aktuellen Kinos – sie leitet das Programmkino AMOK in Gliwice. Seit 2016 leitet sie Śląskie Towarzystwo Filmowe (den Schlesischen Filmverband), ein Mitglied des Polish Cinema Arthouse Net.
Tobias Weger
ist Historiker und Kulturwissenschaftler. Nach beruflichen Stationen in München, Görlitz und Oldenburg seit 2018 wissenschaftlicher Mitarbeiter am Institut für deutsche Kultur und Geschichte Südosteuropas (IKGS) an der LMU München
Kooperationspartner: Collegium Carolinum, Institut für deutsche Kultur und Geschichte Südosteuropas an der LMU München und die Petra-Kelly-Stiftung.
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